Minijobber zu suchen ist eine zunehmende Herausforderung für UnternehmerInnen. Betroffen sind alle Branchen. In diesem Beitrag geht es um neue Ansätze geeignete MitarbeiterInnen zu finden. Dafür ist Phantasie – oder besser – ein geplanter und strukturierter Prozess notwendig. Das schließt Kreativität keineswegs aus.
Inhalt:
- Social Media Reichweite nutzen
- Stärken des Jobs aufzeigen
- Beispiel: Matching statt Suche
- Ads, SEO und Social Media als Einheit
- Kosten senken
- Gamification
- Matching als Lernprozess
Social Media Reichweite für Recruiting nutzen
Es ist ein Ausdruck großer Verzweiflung und Kreativität. 100 Bier will eine Bamberger Brauerei Denjenigen zahlen, die eine zuverlässige Küchenhilfe vermitteln. Der Facebook-Aufruf hatte durchschlagenden Erfolg1. Innerhalb von einer Woche wurde der Beitrag mehr als 100 mal geliked und fast 30 Mal geteilt; deutlich mehr als andere Beiträge. Wichtig dabei: der Beitrag wurde von einem Bamberger Chor und einer Stadtteil-Interessengemeinschaft geteilt. Die Chance, die Zielgruppe zu erreichen, wächst damit enorm.
Der Beitrag fand auch überregional Aufmerksamkeit zum Beispiel von einem Facebook-Auftritt des Westdeutschen Rundfunks. In dem Fall ist der Nutzen sehr eingeschränkt. Tatsächlich kann so etwas auch für das Community-Management der Brauerei schädlich sein.
Zwischenfazit: Es ist sinnvoll, regional Aufmerksamkeit mit Kreativität und Humor zu generieren . Der nachhaltige Erfolg Minijobber zu suchen, ist aber fraglich. Bereits eine Woche nach der Aktion hat die Brauerei den nächsten Aufruf gestartet, um Personal zu finden.
Vorzüge des Jobs hervorheben
Ein tägliches Fitness-Programm, deutlich bessere Blutwerte, dutzende Kilos abgenommen – dazu der Rückweg in die Gesellschaft. So beschreibt ein Verlag in einem Blog den Job eines Zustellers. Er hatte aus der Arbeitslosigkeit erst als Minijobber, später als angestellter Zeitungsbote gearbeitet.
Sicherlich schreckt die Bedingung, nachts zu arbeiten viele potenzielle BewerberInnen. Das eigentliche Ziel ist aber nicht, die erfolgreiche Anzeige, sondern zufriedene und motivierte MitarbeiterInnen zu finden. Der Verlag schlägt mit diesem Blogbeitrag einen Weg ein, der weiter an Bedeutung gewinnt.
MyPaketshop.com: Minijobber suchen als Matching
MyPaketshop ist eine besondere Form des Paketshops. Das Unternehmen an der Schweizer Grenze bietet Menschen in der Schweiz eine deutsche Lieferadresse. Nur die wenigsten Unternehmen aus der EU liefern direkt in das Nachbarland. Dafür beschäftigt der Unternehmer neben fest angestellten MitarbeiterInnen auch eine größere Anzahl Aushilfen auf 450 Euro-Basis. Vor dem Hintergrund hoher Löhne im Schweizer Grenzgebiet, ist es eine besondere Herausforderung, neue MitarbeiterInnen zu finden.
In der Vergangenheit hat der Unternehmer gute Erfahrungen mit seinem eigenen Netzwerk, aber auch mit Facebook-Anzeigen geschaltet. Doch die Herausforderung wird durch die zunehmende Konkurrenz größer. Insbesondere die Gastronomie sucht Minijobber.
Im Jahr 2020 waren rund 4,4 Millionen Menschen ausschließlich geringfügig beschäftigt. Rund ein Drittel der Menschen sind Hausfrauen und Hausmänner, gefolgt von RenterInnen (22%), Studierenden und SchülerInnen (20%) und RentnerInnen.2 Insgesamt lag die Zahl der geringfügig Beschäftigten bei 6,2 Millionen Menschen. Damit waren rund 850.000 Personen weniger als 450-Euro-Kräfte beschäftigt als 2019.3
Erfolgreiches Recruiting durch Anzeigen, Suchmaschinenoptimierung und Social Media
Der klassische Weg, BewerberInnen zu akquirieren ist zeitaufwändig und kostenintensiv. Simon Kühn, Inhaber von MyPaketshop schätzt, „dass da sehr schnell 500 Euro pro Bewerber zusammenkommen“.
„Da kommen sehr schnell 500 Euro pro Bewerber zusammen.“
Simon Kühn zu den Kosten für die klassische Mitarbeitersuche.
Für Beschäftigte, die mehr als ein oder zwei Jahre im Betrieb bleiben, kann sich das rechnen. Anders ist das zum Beispiel bei SchülerInnen, die volljährig sein müssen. Von denen werden viele nach dem Abitur studieren und in eine andere Stadt ziehen. Kosten und Nutzen stehen für das Recruiting in keinem gesunden Verhältnis. Daraus ergeben sich zwei Konsequenzen:
- Das Recruiting muss günstiger werden
- Das Recruiting muss besser werden.
Entscheidend ist aber auch, nicht die analogen Prozesse in die Digitale Welt übertragen zu wollen, sondern passende Strategien zu entwickeln.
Kosten für die Personalsuche senken
Unter der Voraussetzung, dass die Anzeigen ordentlich gestaltet und vollständig sind, geht es vor allem darum, das Budget und die Ausspielkanäle zu definieren. Selbstverständlich sollte sein, dass zu jeder Anzeige und Kampagne auch eine Erfolgsmessung gehört. Der entscheidende Punkt ist aber, gute von weniger guten Bewerbern zu trennen. In der Praxis wird das immer schwieriger. Denn, um die überhaupt Rücklauf zu bekommen ist, müssen die Anforderungen gerade bei einfachen Jobs, sehr niederschwellig sein. Nicht nur das Verfahren muss für die BewerberInnen einfach sein, oft wird nicht mal ein Lebenslauf oder Anschreiben gefordert. Der Unternehmer hat es so zunehmend schwerer, die Eignung und die Motivation der KandidatInnen einzuschätzen.
Personalgewinnung durch Gamification
Das geeignete Stichwort ist: Gamification. Mit einfachen Quiz und Umfragen werden die BewerberInnen abgeholt. Spielerisch (und humorvoll) beantworten die BewerberInnen Fragen. Je nach Umgebung, zum Beispiel in sozialen Medien kann der Unterhaltungswert durch Grafiken oder Cartoons entsprechend groß sein.
BewerberIn erhält Job-Beschreibung
Der oder die Bewerberin erfährt in dem Quiz oder der Umfrage, ob der Job für sie geeignet ist. Gerade bei Minijobs ist die Berufserfahrung häufig nicht eine Einstellungsvoraussetzung. Deshalb ist es wichtig zu erfahren, ob es sich für die Menschen lohnt, sich auf das ‚Abenteuer‘ einzulassen. In diesem frühen Stadium haben weder Arbeitgeber noch Arbeitnehmer viel Zeit investiert.
ArbeitgeberIn kann Anforderungen beschreiben
Auf der anderes Seite kann der ArbeitgeberIn nicht nur seine Anforderungen beschreiben, sondern auch Vorteile gegenüber anderen Minijobs herausarbeiten und die BewerberInnen unmittelbar beurteilen. Er kann die Bereitschaft nach flexibler Arbeitseinteilung abfragen und die Arbeitszeiten und -wünsche. Sind die Bewerber gewillt, körperlich anstrengende Arbeiten zu erledigen, oder kommt das nicht infrage. Jeder dieser Punkte kann gewichtet und in eine Beurteilung einfließen. Am Ende des Quiz bekommt der Teilnehmer eine Antwort und der Arbeitgeber eine Einschätzung, ob der oder die Kandidatin für das Unternehmen geeignet ist.
Konkret auf MyPaketshop angewandt bedeutet das: der optimale Mitarbeiter ist bereit, körperlich zu arbeiten, muss zuverlässig und vertrauenswürdig sein, Kundenkontakt ist eine Voraussetzung für den Job. Gegenüber anderen Jobs4, zum Beispiel in der Gastronomie bietet MyPaketshop dafür eine relativ freie Zeiteinteilung ohne Überstunden, Schicht- und Nachtarbeit. Die pünktliche Zahlung ist selbstverständlich.
Matching ist ein Lernprozess und Teil des Recruitings
Die Ergebnisse der BewerberInnen-Quiz liefern zudem wertvolle Daten für weitere Recruiting-Kampagnen. Mit den gesammelten Erfahrungen, können die Bewertungen weiter optimiert werden.
Zielgruppe und -Plattform definieren
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Auswahl der geeigneten Plattformen für die Recruiting-Kampagne. Die Landingpage mit Quiz auf der Unternehmensseite kann schon ohne weitere Aktivitäten langfristig funktionieren. Dafür muss sie aber suchmaschinenoptimiert sein.
Wichtiger sind aber die sozialen Medien. Wenn das Unternehmen dort bereit aktiv ist und Employer-Branding betreibt, ist dort der Ansatzpunkt für eigene Posts und Kampagnen. Im besten Fall gibt es bereits einen Redaktionsplan.
1 https://www.facebook.com/Schlenkerla/posts/pfbid02KWBNBjpS3yeArmFbrb6jiGD6wmEdLenGQZ5EyCUmVNNpKtperNYKz9xkk8wyGuZMl
2 https://www.wsi.de/de/erwerbsarbeit-14617-minijobs-als-einzige-erwerbstaetigkeit-2004-2017-14869.htm
3 https://de.statista.com/infografik/23104/anzahl-der-minijobber-im-gewerblichen-und-privaten-bereich/
4 https://www.minijob-zentrale.de/DE/02_fuer_journalisten/02_berichte_trendreporte/quartalsberichte_archiv/2022/1_2022.pdf;jsessionid=F855761A98552397679167974466F6C5?__blob=publicationFile&v=2 (Seite8)