Übertragungen sind keine Übersetzungen

Jeder Text lässt sich in die Leichte Sprache übersetzen. Doch fast immer sind es keine Übersetzungen, sondern Übertragungen. Warum das so ist, zeigen die folgenden Beispiele.

Ausgangstexte vereinfachen

Eins der einfachsten Beispiele, das den Unterschied zwischen einer Übertragung und einer Übersetzung zeigt, ist die Regel für große Zahlen und Prozentangaben.

Regel für die Leichte Sprache, Zahlen zu vermeiden

Im Regelwerk heißt es: „Vermeiden Sie hohe Zahlen und Prozent-Zahlen“. Konkret geht es darum, dass man zum Beispiel nicht „14.975 Menschen“ schreiben solle, sondern „viele Menschen“. Sicherlich wird ein Text in Leichter Sprache dadurch eingängiger, es gehen aber viele Informationen verloren. Ein ähnliches Beispiel gibt es für Prozentangaben: Statt „14 Prozent“ solle „einige“ oder „wenige“ verwendet werden. Eine Übersetzung muss aber immer vollständig, neutral und eindeutig sein.

Von der Recherche zu den Übertragungen

Für einen guten Zieltext ist eine gute Recherche notwendig.  Nur aus dem Kontext und in Absprache mit dem Auftraggeber kann der Ausgangstext sinnvoll vereinfacht werden. Eine zu strenge Anwendung der Regel birgt die Gefahr, einen belanglosen und zu allgemeinen Zieltext zu erstellen.

Textlänge beeinflusst Verständlichkeit

Auf der anderen Seite fehlen in den Texten wichtige Informationen für Menschen der Zielgruppe; nämlich bei der Erklärung „schwerer Wörter“. Wenn sie nicht weggelassen werden können, sollen sie angekündigt und erklärt werden:

„Herr Meier hatte einen schweren Unfall.
 Jetzt lernt er einen anderen Beruf.
 Das schwere Wort dafür ist:
 berufliche Rehabilitation.“

Durch eine reine Übersetzung werden Texte in Leichter Sprache länger als die Ausgangstexte, weil schwierige Sachverhalte und Fremdwörter umschrieben werden müssen. Die Regel, dass jeder Satz nur eine Aussage enthalten sollte, führt ebenfalls dazu, dass Übersetzungen von Ausgangstexten länger werden. Die Erfahrung mit unterschiedlichen Prüfgruppen zeigt jedoch, dass nur eine Länge von 4.000 Zeihen in der Regel sinnvoll ist.

Layout und Bilder gehören zur Leichten Sprache

Ein weiterer, oft unterschätzter Punkt ist, dass Layout und Bilder zur Leichten Sprache gehören, das heißt, Übertragungen sind sogar anspruchsvoller als Übersetzungen, da auch zusätzliche Medien und das Layout in die Prüfung einfließen.