Leichte Sprache übersetzen in sieben Schritten

Infografik: Leichte Sprache übersetzen

Die Übersetzung in Leichte Sprache in 7 Schritten

Um Leichte Sprache zu übersetzen, müssen einige Vorgaben erfüllt werden. Sie haben bereits viel über die Leichte Sprache erfahren. In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, welche Schritte das sind und warum sie wichtig sind. Sie werden feststellen, dass das Schreiben des Textes einer der letzten Schritte. Voraussetzung für gute Ergebnisse ist die die umfassende und intensive Vorbereitung. Wir gehen dabei davon aus, dass ein Ausgangstext in die Leichte Sprache übertragen und nicht ein neuer Beitrag geschrieben werden soll. Wir nutzen dabei den Begriff ‚Leichte Sprache übersetzen‘, weil er gängiger ist und sich durchgesetzt hat. Behalten Sie aber im Hinterkopf, dass ‚Leichte Sprache übertragen‚ die korrekte Bezeichnung wäre.

1. Textanalyse

Eine Übersetzung in die Leichte Sprache gelingt nur, wenn Sie die Vorlage eingehend analysieren.

  • Kernaussagen: Arbeiten Sie die wesentlichen Aussagen und Schlüsselwörter heraus. Bereits damit sollte der Text zu erfassen sein. Markieren Sie Aussagen, die unklar oder mehrdeutig sind. Sie lassen sich nicht problemlos in die Leichte Sprache übersetzen. Stellen Sie sich die Frage, ob die Kernaussagen von den Menschen verstanden werden, oder ob sie vereinfacht werden müssen.
  • Konnotation: Unterschätzen Sie die Nebenbedeutung von Wörtern und Sätzen nicht. Bei Texten, zum Beispiel zur SED-Diktatur ist das offensichtlich, bei Texten zu Ausstellungen oder für Museen sollten Sie nachfragen. Dies ist auch Teil der unter Punkt 3) beschriebenen Recherche. Auch bei aktuellen  Texten müssen Sie häufig zwischen den Zeilen lesen. Fragen Sie vorher, nach der Übersetzung ist die Nacharbeit sehr aufwändig.
  • Struktur: Wichtige Informationen stehen am Anfang. Diese Grundregel kennt, wer Leichte Sprache übersetzt. Sie sind hierarchisch zu gliedern. Dies gilt auch für nachrichtliche Texte, ist aber keineswegs selbstverständlich. Falls der Text Zwischentitel hat, ist er üblicherweise gut strukturiert. Das vereinfacht Ihre Arbeit.
  • Fotos und Bilder: Dies ist ein schwieriges Thema. Tatsächlich haben wir bisher nur die aufwändige Lösung, alle Fotos und Grafiken prüfen zu lassen. Grundsätzlich gilt, dass rein darstellende Fotos in der Regel gut funktionieren.
  • Beispiele: Beiträge in Leichter Sprache funktionieren nur mit Beispielen. Beinhaltet der Ausgangstext bereits welche, prüfen Sie, ob Sie auch geeignet sind, um sie in die Leichte Sprache zu übersetzen. Achten Sie darauf, dass Sie Beispiele für die wichtigsten Aussagen finden, sie haben großen Einfluss auf die Verständlichkeit.

Die Suche nach geeigneten  Bildern kann bei der Recherche nach Beispielen helfen. Wenn Sie zum Beispiel über ‚Renaturierung‘ schreiben, können Fotos von einem Bachlauf vor und nach der Maßnahme das Projekt sicherlich gut illustrieren

  • Länge: Wenn Sie einen Text in die Leichte Sprache übersetzen, so wird er sehr viel länger. Dies müssen Sie bei der Analyse berücksichtigen. Suchen Sie sich in Texten, die schon über 2.000 oder 3.000 Zeichen lang sind, Optionen, wo Sie kürzen können.

2. Auswahl der Regeln

Sie müssen sich vor der Übersetzung im Klaren sein, welche Regeln für die Leichte Sprache angewandt werden sollen. Die Regelwerke sind abgestimmt auf Menschen mit Behinderung. Ihre Zielgruppe kann aber auch viel größer sein. Denken Sie an funktionale Analphabeten und Menschen mit geringen Deutschkenntnissen. Möglicherweise müssen Sie entscheiden, die Regeln für Sie anzupassen.

3. Ergänzende Recherche

Nach der Analyse haben Sie bereits einige Anmerkungen und Aufgaben auf Ihrer Liste. Mit Blick auf die Textanalyse führen sie eine ergänzende Recherche durch. Lesen Sie öffentlich zugängliche Informationen, wie zum Beispiel eine Internet-Seite, Pressemeldungen und Zeitungsartikel, um sich in das Thema einzuarbeiten und einen Gesamtüberblick zu bekommen. Sie bekommen dabei auch das Gefühl dafür, wie die Sicht des Auftraggebers auf das Thema ist und ob sich der Blick von dem der Allgemeinheit unterscheidet. Führen Sie ein ergänzendes Gespräch mit dem Auftraggeber. Ordnen Sie die Kernaussagen im Gesamtzusammenhang ein, klären Sie ob und welche Aussagen vereinfacht werden. Es lohnt sich, dies sehr intensiv und detailliert zu tun. Nur so kann die Erwartungshaltung des Auftraggebers und der Menschen befriedigt werden, für die der Text geschrieben wird. Fragen Sie nach Beispielen und Fotos oder Grafiken.


Da wir als Journalisten arbeiten, haben wir uns in unserem Büro auf diesen Punkt spezialisiert. Er gehört mit der Aufgabe, eine Struktur zu erstellen zu den größten Herausforderungen bei den Übersetzungen in die Leichte Sprache.


4. Struktur erstellen

Anhand der Kernaussagen und Schlüsselwörter (Keywords) haben Sie sich ein gutes Textverständnis erarbeitet.

Erstellen Sie Zwischenüberschriften. Sie sind nicht nur eine große Hilfe beim Aufbau des Textes, Zwischentitel werden auch in den (meisten) Regeln der Leichten Sprache gefordert. Sie sehen auf einem Blick ob die wichtigsten Informationen an erster stelle stehen und die Relevanz zum Ende hin abnimmt. Das Prinzip entspricht dem der Nachrichten und (guten) Pressemitteilungen.

Wählen Sie gute Praxisbeispiele aus. Häufig wird der abstrakte Inhalt erst darüber für die Zielgruppe verständlich. Sie haben deshalb eine besondere Bedeutung und müssen nachvollziehbar sein.

Überlegen Sie, welche Fotos oder Grafiken zu Ihrem Inhalt passen und geeignet sind. Für die Auswahl Leichter Bilder gibt es einige Vorgaben. Wenn Sie über ein Kunstwerk schreiben, bilden Sie es auch ab. (Klären Sie vorher mit dem Auftraggeber die Rechte!)  Binden Sie die Prüfgruppe frühzeitig mit ein, wenn Sie sich unsicher sind. Das kann Ihnen später viel Arbeit ersparen.

5. Leichte Sprache übersetzen

An dieser Stelle ist bereits der größte Teil der Arbeit getan. Der zukünftige Text hat eine klare Struktur mit Zwischenüberschriften. Wählen Sie Beispiele aus und formulieren Sie den Text streng nach den ausgewählten Regeln. Bei ihrer Arbeit sind online- und offline- Wörterbücher hilfreich, um Umschreibungen für schwere Wörter zu finden.

6. Dokument formatieren

Die Formatierung gehört zur Leichten Sprache. Insbesondere wenn der Text ins Internet gestellt werden soll, kann es sein, dass das eingesetzte Content-Management-System die Zugänglichkeit erschwert. Wenn Schriftart und Schriftgröße nicht eingestellt werden können, kann die Barrierefreiheit eingeschränkt sein. Gleiches gilt für mangelnde Zeilenabstände und Bilder, die nicht richtig positioniert sind. Häufig ist es jedoch möglich, mit den Webmastern eine individuelle Lösung zu erarbeiten, eine Alternative kann sein, den Text als barrierefreies PDF einzustellen.

Arbeiten Sie offline, achten Sie vor allem auch darauf, den Text auf geeignetem Papier mit geeignetem Kontrast zu drucken, um die Regeln der Leichten Sprache einzuhalten.

7. Leichte Sprache prüfen lassen

Auch wenn es nicht alle Regelwerke vorsehen: Wenn wir Leichte Sprache übersetzen, dann gehört für uns auch immer die Kontrolle durch eine Prüfgruppe dazu. Nur auf ausdrücklichen Wunsch fällt die weg.


Beabsichtigen Sie, einen Text in die Leichte Sprache übersetzen zu lassen? Wir erstellen Ihnen gerne ein verbindliches Angebot. Wir benötigen dafür den Ausgangstext (möglichst mit Bildern).